Frank Carter & The Rattlesnakes: Dark Rainbow

Frank Carter & The Rattlesankes credit Brian Rankin

Frank Carter & The Rattlesnakes bieten auf seinem neuen Album „Dark Rainbow“ gute, moderne Rockmusik

von Jens Krüger

„Der Gesang wurde mit Gesangslehrerin Lorna Blackwood in ihrem Wintergarten aufgenommen.“ Als ich diesen wundervollen Satz im Presseinfo zu „Dark Rainbow“ entdecke, dem neuesten Release von Frank Carter & The Rattlesnakes, muss ich schon ein wenig schmunzeln. Ob in den Pausen ein Tässchen Tee und Omis selbst gebackene Plätzchen gereicht wurden? Konterkariert das gediegene Wintergartenambiente jedenfalls das Klischee des gesichtstätowierten Punkrockers Carter, den man seine Vocals performend eher im Proberaum mit Kippe im Mundwinkel und in einer Bierlache

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stehend vermuten würde.

Der hochprofessionelle Frank Carter

Frank Carter & The Rattlesnakes Dark Rainbow Cover

Nach den ersten beiden Durchläufen von „Dark Rainbow“ wird aber bereits klar: Das passt schon. Nirgendwo anarchisches Chaos, alles hochprofessionell durchorchestriert. Kratzende Fuzz-Gitarren treffen auf glockenklare Orgeln, auf wabernde Keyboard-Texturen, auf Geigen, auf gluckernde, klackernde, wummernde Effekte. Hier steckt viel Arbeit drin. Die Produktion ist trotz ihrer atmosphärischen Weite kompakt, ordentlich druckvoll und geht auf die Zwölf. Die großen USPs bleiben für mich: Carters Stimmfarbe, die eine große Oktaven- und Gefühls-Range abbildet und mühelos zwischen schneidender Klarheit und rauen, kratzigen Akzenten navigiert; noch wichtiger aber: seine perfekt getimten Gesangsbögen. Hier sitzt jeder Vokal und jeder Konsonant an der richtigen Stelle. Zudem ist Carter zweifellos ein Musiker, der seine Gefühle und Emotionen niemals verklausuliert.

„Dark Rainbow“ ist die ehrliche Erzählung einer introspektiven Reise über das Rockstar-Dasein. Hier zitiere ich nochmal das Presseinfo: „We talk about how rock and roll will never dies, but we never really talk about how maybe the idea of the rock star should die. The whole concept and what it means has always been this glamorised moment, but ultimately when I put that suit on, it didn’t go very well for me…“

Die Album-Highlights

Meine Anspieltipps (am besten auf einer guten Anlage oder unterm Kopfhörer): (1) Der pumpende Opener „Honey“, der in der Bridge so richtig schön auf die Fresse verteilt, um dann in einen ruhigen Refrain zurückzugleiten. (2) Der Groover „Happier Days“, der ebenfalls in einen wirklich tollen Refrain mündet. (3) Sehr cool auch „Brambles“, den ich zunächst ein wenig übersehen hatte. Der Bass brummt auf C und CIS hin und her und die Geigen liefern das arabische Flair dazu, am Ende gibt’s eine schicke Gewalteruption der Gitarren. Geil.

Dass die Carter-Gang allenthalben der britischen Punkszene zugerechnet wird, kann ich, abgesehen von der komprimierten Produktion, so richtig nicht nachvollziehen. „Dark Rainbow“ ist für mich gute, moderne Rockmusik. Songs, die auf den Punkt kommen und ins Ohr gehen. Gute, gute Platte. Reinhören bitte.

„Dark Rainbow“ von Frank Carter & Rattlesnakes ist am 26.01.2024 bei International Death Cult / AWAL. (Beitragsbild von Brian Rankin)

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